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Gewollt und ungewollt

Carlo Gentile: Italienische Migration und Zwangsarbeit 1937–1945

Während des Zweiten Weltkriegs führte Italiens Bündnis mit dem nationalsozialistischen Deutschland zu großangelegter Zwangsarbeit und Migration. Nach dem Waffenstillstand Italiens im September 1943 wurden über eine Million italienische Soldaten zu Gefangenen, die in deutschen Industrien zur Arbeit gezwungen wurden. Diese Bewegungen von Menschen endeten nicht mit dem Krieg – viele Italiener kehrten später als Arbeitsmigranten zurück, wo sie sowohl wirtschaftliche Chancen als auch anhaltende Vorurteile vorfanden.

Die Verbindung zwischen Italien und dem deutschen Arbeitsmarkt begann bereits vor dem Krieg. 1937 veranlasste ein Mangel an polnischen Saisonarbeitern Deutschland, Italiener anzuwerben, vor allem für die Landwirtschaft. Bis 1938 öffnete sich der Arbeitsmarkt offiziell für italienische Arbeitskräfte, wobei sich die Beschäftigung von saisonalen Tätigkeiten hin zu industriellen Jobs verlagerte.

Der Kriegsausbruch verschärfte diese Abhängigkeit. 1941 zwang Deutschland 300.000 eigene Arbeiter zur Teilnahme an der Operation Barbarossa, was zu schweren Arbeitskräftemängeln führte. Das NS-Regime wandte sich an Italien, um die Lücken zu füllen. Nach der Kapitulation Italiens im September 1943 wurden dann rund 1,07 Millionen italienische Soldaten gefangen genommen und als Italienische Militärinternierte (IMI) eingestuft. Diese Männer wurden in Lager in Regionen wie dem Emsland und Neuengamme oder an Zwangsarbeitsstätten in ganz Deutschland gebracht, darunter Treuenbrietzen und Hohenstein-Ernstthal. Die Internierten arbeiteten in kriegswichtigen Industrien – in Hydrierwerken, Flugzeughallen, U-Boot-Werften und sogar in der Raketenfabrik Dora-Mittelbau. Während einige Italiener vor 1943 freiwillig gekommen waren, sei es aus wirtschaftlichen Gründen oder faschistischer Gesinnung, befand sich die Mehrheit nun dort unter Zwang.

Nach dem Krieg kehrten die meisten nach Hause zurück, doch einige blieben, weil sie persönliche Bindungen geknüpft hatten oder andere Gründe fanden, in Deutschland zu bleiben. In den 1950er- und 1960er-Jahren folgte eine neue Welle italienischer Arbeitsmigranten, darunter viele mit kommunistischer oder gewerkschaftlicher Prägung. Ihr politisches Engagement spiegelte oft die ideologischen Gräben des Nachkriegsitaliens wider. Gleichzeitig sahen sich diese Arbeiter weiterhin Vorurteilen ausgesetzt – antitalienische Ressentiments hielten sich in manchen Regionen bis in die 1980er-Jahre hinein.

Die Migration der Italiener nach Deutschland umfasste Zwangsarbeit, Kriegsinternierung und Nachkriegswanderung. Wer nach 1945 blieb – ob aus freiem Willen oder aufgrund der Umstände –, prägte die deutsche Arbeitswelt mit. Jahrzehntelang zeigte ihre Präsenz auch, wie langsam sich kriegsbedingte Einstellungen verflüchtigten, während Vorurteile noch lange nach dem Konflikt nachwirkten.