70 Jahre Recruiting-Vereinbarung mit Italien: Heimweh in der neuen Heimat

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Ein Versammlungsraum mit einer Gruppe von Menschen, die auf Stühlen sitzen, zwei Flaggen anderer Länder, ein oranger Schreibtisch mit Wasserflaschen und einem Mikrofon.

70 Jahre Recruiting-Vereinbarung mit Italien: Heimweh in der neuen Heimat

70 Jahre Anwerbeabkommen mit Italien: Heimweh in der neuen Heimat

Vor 70 Jahren unterzeichnete Deutschland das Anwerbeabkommen mit Italien – und die ersten sogenannten „Gastarbeiter“ trafen ein.

  1. Dezember 2025, 06:03 Uhr

Vor siebenzig Jahren schlossen Deutschland und Italien ein Arbeitskräfterekrutierungsabkommen, das beide Länder nachhaltig veränderte. Am 20. Dezember 1955 kam mit diesem Vertrag die erste Gruppe italienischer Gastarbeiter nach Deutschland. Ihre Ankunft markierte den Beginn eines tiefgreifenden Wandels in der deutschen Gesellschaft und Kultur.

Das Abkommen entstand in einer Zeit, in der Italien mit hoher Arbeitslosigkeit kämpfte, während Deutschland unter einem massiven Arbeitskräftemangel litt. Die ersten italienischen Migranten reisten mit dem Plan an, nur vorübergehend zu bleiben, Geld zu verdienen und ihre Familien in der Heimat zu unterstützen.

Doch das Leben in der Fremde gestaltete sich nicht einfach. Wohnraum war knapp, viele lebten in beenigten Baracken oder geteilten Gemeinschaftsunterkünften. Santo Gennaro, einer der Arbeiter, erinnerte sich später, wie die anfängliche Euphorie bald der harten Realität des Alltags wich. Um der wachsenden Gemeinschaft den Einstieg zu erleichtern, ging Radio Colonia auf Sendung – ein italienischsprachiger Sender, der Nachrichten, Musik und ein Stück Heimat bot. Mit der Zeit prägte die italienische Kultur das deutsche Leben nachhaltig: von der Küche über die Musik bis hin zum Alltag. 2024 lebten rund 650.000 Menschen mit italienischem Migrationshintergrund in Deutschland. Dennoch gibt es derzeit weder italienische Organisationen noch Forscher, die die Erfahrungen dieser frühen Gastarbeitergeneration systematisch dokumentieren.

Das Abkommen von 1955 legte den Grundstein für Jahrzehnte italienischer Migration nach Deutschland. Viele der Arbeiter blieben weit länger als geplant, bauten sich ein neues Leben auf und gründeten Familien. Ihr Erbe ist bis heute sichtbar – auch wenn ihre Geschichten kaum aufgezeichnet wurden.